Er läuft und läuft und läuft … und im Jahr 1973 fast 30 Jahre vom Band. Technisch und optisch war der seit Ende 1945 ununterbrochen gebaute Volkswagen Typ 1 immer wieder überarbeitet worden, nun wurde er in den Modellreihen 1200 und 1303 gefertigt. Ab Anfang der 1970er-Jahre kommen Sonderserien des kugeligen Sympathieträgers mit besonderen Ausstattungen auf den Markt – insbesondere das Jahr 1973 hält viele Sonder-Käfer parat.
Mehr Käfer für weniger Geld
Winteraktion: So werden ab November 1973 in einer Verkaufsaktion die vier sogenannten Winterkäfer angeboten: Passend zur Saison sind sie – neben anderen Extras – mit einem Schlechtwetterpaket ausgestattet. Dieses besteht beim VW Käfer 1200 (erhältlich in Signalorange) und dem in Cliffgrün erhältlichen VW Käfer 1200 L aus Halogen-Nebelscheinwerfern und Nebelschlussleuchte. Bei den Winterkäfern auf Basis des VW Käfer 1303 (erhältlich in Rallyegelb) und 1303 S (erhältlich in Phönixrot) gibt es obendrein noch eine Scheibenwischer-Intervallschaltung mit Wisch-Wasch-Automatik dazu.
Alle vier Modelle haben zudem auch etwa eine beheizbare Heckscheibe. All das war sonst nur gegen Aufpreis erhältlich – Kundinnen und Kunden waren also mit einem Winterkäfer nicht nur für widrige Witterungsbedingungen gerüstet, sondern sparten auch noch bis zu 500 D-Mark.
Wer einen richtig „flotten“ Käfer sein eigen nennen wollte, musste jedoch bereits im Herbst 1973 zuschlagen: Im September ist der Jeanskäfer in einer limitierten Auflage und nur im Rahmen einer zeitlich begrenzten Verkaufsaktion zu haben. Das „flott“ bezieht sich hier jedoch mehr auf die Innenausstattung als auf den 25 kW-Boxermotor (34 PS): Die Sitze der 1200er Käfer sind mit Jeans bezogen und wie die Hose – die damals gerade der absolute Supertrend war – mit Steppnähten sowie praktischen Taschen an der Rückseite und den Wangen der Sitze ausgestattet. Nieten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Am Jeans-Dekorstreifen und -schriftzug an der Heckklappe und schwarzen Details ist das Sondermodell Jeans auch äußerlich gut zu erkennen.
Entworfen wurde das Sondermodell von Gunhild Liljequist. Der Einstiegspreis liegt bei erschwinglichen 5.995 DM. Glück für alle, die keinen der tunisgelben Jeans Käfer abbekommen haben: Nach der ersten Auflage kamen rasch zwei weitere. Im Frühjahr 1974 gibt es den Jeans Käfer noch einmal in Brillantgelb, Marinogelb und Phoenixrot, im Herbst des gleichen Jahres folgt schließlich die dritte Auflage – diese war nur in Nepalorange zu haben.
Filmreife Aktion
Schon von März bis Mai 1973 gingen drei „Käfer auf Extratour“ – passend zum Start des gleichnamigen Films. Das Trio bestand aus einem sogenannten Sparkäfer (VW 1200), einem Komfortkäfer (VW 1303) und einem Sportkäfer (VW 1303 S). Die ersteren beiden waren wahlweise in Ravennagrün und Blutorange lieferbar, letzterer ausschließlich in Marathonblau. Dafür kam dieser mit Sportlenkrad und Sportfelgen, welche die laut Werbung „extra breiten“ Reifen trugen. Auch bei diesen drei Modellen gab es einiges ab Werk, was sonst als Sonderausstattung bezahlt werden musste; bis zu 600 Mark konnten die Kundinnen und Kunden hier sparen.
Käfer für jeden Anspruch
Big in the City: Etwas weniger rar, aber um so besser ausgestattet sind die beiden Sondermodelle Big Käfer und City Käfer. Letzterer richtete sich an urbane Klientel – so zählt etwa eine Parkscheibe in der Sonnenblende zur Ausstattung. Mit dem 1,3-Liter-Motor und 32 kW (44 PS) ist der 1303 für die Stadt optimal motorisiert, doch auch dem sonntäglichen Ausflug ins Umland steht damit nichts im Wege. Äußerlich ist der City Käfer am Schriftzug 1303 / City zu erkennen, innen an den breit gestreiften Sitzbezügen. Diese waren farblich auf die drei zur Wahl stehenden Lackierungen Ibizarot, Ischia-metallic und Ontario-metallic abgestimmt. Der Big Käfer hingegen renommiert mit einer Kombination aus Komfort und Leistung. Unter der Haube steckt bei diesem 1303 S die Top-Variante der verfügbaren Antriebe, der 1,6-Liter-Motor mit 37 kW (50 PS). Innen herrscht 70er-Jahre-Wohnzimmer-Atmosphäre – mit Schlingenflorteppich, farblich auf die Außenlackierung abgestimmten Cord-Polstern, einem mit Holzdekor bezogenen Armaturenbrett sowie einem gepolsterten Lenkrad. Zur Wahl standen auch beim Big Käfer drei Lackierungen: Moos-metallic, Hellas-metallic und Ontario-metallic. Der oberhalb der Trittbretter angebrachte Schriftzug 1303 S / Big machte den Big Käfer als solchen gleich erkenntlich.
Der Käfer im Rallyekleid
Stark und begehrt: Ein schon seinerzeit besonders seltenes Modell aus dem Jahr 1973 ist der Gelb-Schwarze-Renner, kurz GSR. Nur 3.500 Stück wurden von dieser Serie gebaut. Der GSR ist besonders auffällig, Front- und Motorhaube, Stoßstangen und Zierleisten sind in mattschwarz vom sonst saturngelb lackierten Auto abgesetzt. Unter der Haube steckt der 1,6-Liter-Boxer mit 50 PS. Mit Sportlenkrad und -sitzen machte der GSR einen sportlichen Auftritt. (Unsere ganze Story zum GSR finden Sie hier.)
Winter, Jeans, Big oder City: Die Listenpreise für alle diese Sondermodelle lagen 1973 zwischen rund 6.000 DM und knapp 7.700 DM – aus heutiger Sicht echte „Schnapper“. Inzwischen sind die wenigen verbliebenen Exemplare der schon damals raren Sonderserien ein Vielfaches wert und zu echten Schätzen geworden.